Brennnessel
Ob Harnwegserkrankungen, Prostatabeschwerden, Rheuma oder Arthrose – die Brennnessel ist seit jeher eine besonders vielseitige Heilpflanze, die bei verschiedenen Krankheiten helfen kann. Sie wirkt in Form von Brennnesseltee, Brennnesselsaft, Extrakten oder Shampoos.
Warum brennen Brennnesseln?
Die Große Brennnessel (Urtica dioica) hat eine lange Tradition als vielseitige Heilpflanze. Bei Gärtnern ist sie allerdings nicht sehr beliebt: Wenn die Haut mit den Brennhaaren auf Stiel und Blättern der Pflanze in Berührung kommt, beginnt sie zu brennen, sich zu röten oder bildet kribbelnde Quaddeln. Um sich selbst vor pflanzenfressenden Tieren zu schützen, sondert die Brennnessel über diese Härchen Abwehrstoffe ab; dazu gehören unter anderem Ameisensäure und entzündungsfördernde Substanzen wie Histamine. Die Haut reagiert darauf mit einer allergischen Reaktion, die man auch Nesselsucht oder Urtikaria nennt. Als Erste-Hilfe-Hausmittel gegen das Brennen auf der Haut gelten Seifenwasser oder Apfelessig.
Wofür sind Brennnesseln gut?
Die Blätter der Brennnessel wirken leicht harntreibend, schmerzstillend und entzündungshemmend. Ihre Wirksamkeit als Heilpflanze wurde auch von der Kommission E bestätigt, einer wissenschaftlichen Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).
Brennnesseln bei Prostataproblemen
Die Wurzel der Brennnessel enthält verschiedene Pflanzeninhaltsstoffe wie Phytosterone, Lektine und pflanzliche Steroidhormone. Dieser Wirkstoffkomplex eignet sich zur Behandlung von Beschwerden bei beginnender gutartiger Prostatavergrößerung (Benigne Prostatahyperplasie). So können Arzneimittel mit Brennnesselwurzel das Wasserlassen erleichtern. Das Vergrößern der Prostata können die Wirkstoffe der Brennnessel jedoch nicht verhindern. Eine vorherige Absprache mit dem behandelnden Urologen sowie eine regelmäßige Kontrolle sind daher unbedingt nötig.
Brennnesseltee für Blase und Niere
Zubereitungen aus Brennnesselblättern und -kraut wirken leicht harntreibend. Vermutlich liegt dies an den darin enthaltenen Flavonoiden sowie an ihrem relativ hohen Gehalt an Mineralstoffen wie Kalium. Brennnesseltee aus Blättern und -kraut eignet sich somit als wasserausscheidendes Mittel (Diuretikum), beispielsweise, um Blase und Harnwege bei entzündlichen Erkrankungen durchzuspülen. Oft unterstützt Brennnesseltee auch die Behandlung und Vorbeugung von Nierengrieß. Wichtig ist jedoch, dass der Betroffene viel Flüssigkeit trinkt. Brennnesseltees darf man daher nicht bei Erkrankungen anwenden, bei denen man eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr vermeiden soll, beispielsweise bei Wasseransammlungen (Ödeme) durch eine eingeschränkte Herz- oder Nierenfunktion.
Brennnesseln bei Rheuma
Extrakte der Brennnesselblätter eignen sich auch zur unterstützenden Behandlung von Rheuma und entzündlichen Erkrankungen der Gelenke. Ihre antirheumatische, entzündungshemmende Wirkung verdanken die Blätter vermutlich dem Gehalt an Caffeoyläpfelsäure und ungesättigten Fettsäuren. Wenn Betroffene bei ihrer Behandlung Extraktpräparate aus Brennnesselblättern mit nichtsteroidalen Antirheumatika kombinieren, können sie deren Dosis häufig reduzieren.
Helfen Brennnesseln bei Arthrose?
Studien zeigen, dass auch Arthrosepatienten mit der Einnahme von Brennnesselextrakten ihre Beschwerden lindern können: Brennnesseln können dazu beitragen, Schmerzen und Gelenkssteifigkeit zu verringern und die Gelenksfunktion zu verbessern. Dies sei unter anderem auf die sogenannten Oxylipine zurückzuführen, Inhaltsstoffe der Brennnesselblätter, die wiederum vorhandene Entzündungsstoffe hemmen.
Brennnesseln für Haut und Haare
Wer unter einer fettigen Kopfhaut oder Schuppen leidet, kann mit Brennnesseltinkturen, -shampoos oder -haarwasser die Kopfhaut wieder in Balance bringen. Die Inhaltsstoffe der Pflanzenblätter sollen den pH-Wert und die Fettbildung der Kopfhaut regulieren. Auch bei fettiger Gesichtshaut und Akne kann die äußere Behandlung mit Brennnesseltinkturen daher Linderung verschaffen.
Haarspülung mit Brennnesseln selbst herstellen
Shampoos und Haarspülungen mit Brennnesselextrakten gibt es fertig zu kaufen oder man stellt sie selbst her:
Je einen Teelöffel kleingeschnittene Brennnesselblätter, Kamille und Rosmarin mischen.
Die Heilpflanzen mit 100ml kochendem Wasser übergießen und circa 15 Minuten ziehen lassen, etwas Apfelessig hinzugeben und die Mischung etwas abkühlen lassen.
Die Blätter absieben und das Haarwasser auf dem gewaschenen Haar verteilen - nicht ausspülen.
Anti-Aging und Entwässern
Traditionell gilt die Brennnessel-Frühjahrskur in Form von Tees oder Frischpflanzen-Presssaft als wohltuend. Dabei trinkt man drei bis vier Wochen lang je drei Tassen Brennnesseltee oder drei Mal einen Esslöffel Brennnesselsaft täglich. Die mineralstoffhaltige Pflanze versorgt den Körper unter anderem mit verschiedenen Pflanzenstoffen wie Kalium, Magnesium, Silizium und Vitamin C. Das soll den Stoffwechsel anregen und Bindegewebe, Haut, Haare sowie Nägel stärken. Gleichzeitig wirken die Inhaltsstoffe der Brennnesselblätter harntreibend und spülen so unsere Nieren und Harnwege. Beim "Entwässern" ist jedoch wichtig, dass man genügend Flüssigkeit nachtrinkt.
Brennnesseln in der Küche
Ganz junge Brennnesselblätter haben noch keine Brennhaare. Sie eignen sich besonders für frische Salate. Bei älteren Pflanzen tragen die obersten Blätter in der Regel weniger der störenden Härchen. Wenn sie bereits vorhanden sind, zerstören Köche die Brennhaare beim Pürieren, beim gründlichen Überrollen mit einer Teigrolle oder auch beim Kochen, beispielsweise für ein gesundes Pesto, Smoothies oder als schmackhafte Alternative zu Spinat.
Brennnesseltee
Drei bis vier Teelöffel frische oder einen Teelöffel getrocknete Brennnesselblätter in eine Tasse geben. Mit 200 ml kochendem Wasser übergießen. Zugedeckt etwa10-15 Minuten ziehen lassen und abseihen.
Nebenwirkungen
Generell gilt Brennnesseltee oder -saft als sehr gut verträglich, sofern man aufgrund seiner entwässernden Wirkung ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt. Bei sehr empfindlichen Menschen können Brennnesseln jedoch zu einer Überempfindlichkeitsreaktion wie Magen-Darm-Beschwerden oder Übelkeit führen. Vereinzelt treten auch allergische Hautirritationen wie Juckreiz oder Rötung auf.
Bei Herzschwäche oder Einschränkungen der Nierenfunktion sollte man generell auf den Genuss von Brennnesseltee verzichten. Auch bei einer akuten Arthritis darf man die Heilpflanze unter Umständen nicht einnehmen. Da es noch keine ausreichenden Studien zum Brennnesselverzehr bei Schwangeren, stillenden Müttern sowie Kindern und Jugendlichen gibt, raten Mediziner auch bei ihnen zu einem Verzicht.
Robert Franz